Wilhelm-Hack-Museum präsentiert Zwischenergebnisse der Provenienzforschung
Das Wilhelm-Hack-Museum hat heute im Kulturausschuss der Stadt Ludwigshafen Zwischenergebnisse seines Projektes „Provenienzrecherche zur Sammlung Wilhelm Hack und zur städtischen Sammlung“ vorgestellt. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste hat das Projekt über drei Jahre gefördert.
Nach den vorliegenden Erkenntnissen gibt es bei 15 von 264 untersuchten Kunstwerken aus dem Museum Verdachtsmomente, die auf einen verfolgungsbedingten Entzug in der NS-Zeit hinweisen. Die Arbeiten stammen in den meisten Fällen aus jüdischen Sammlungen und Galerien, deren Besitzer:innen verfolgt wurden. Das Wilhelm-Hack-Museum wird diese Werke in der vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste betriebenen, öffentlich zugänglichen Datenbank Lost Art eintragen lassen.
Das Forschungsprojekt konzentrierte sich auf Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen, die vor 1945 entstanden sind. Es ging der Frage nach, ob sich Werke in der Sammlung befinden, die ihren Eigentümer:innen während des Nationalsozialismus verfolgungsbedingt entzogen wurden und daher zu restituieren wären. Die Forscherinnen untersuchten sowohl Werke aus der Sammlung von Wilhelm Hack als auch Ankäufe der Stadt Ludwigshafen.
Die Gesamtzahl der zu untersuchenden Werke betrug 264. Davon stammten 118 Werke aus der Sammlung von Wilhelm Hack - 58 Werke aus der Zeit des Mittelalters und 60 Werke der Moderne.
Wilhelm Hack hatte in den 1930er Jahren begonnen, eine Sammlung mittelalterlicher Kunst aufzubauen, die er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs um den Bereich der Moderne erweiterte. Das Forschungsprojekt konnte unter anderem Hacks zahlreiche Kontakte zu Künstlern und Kunsthändler:innen in seiner Heimatstadt Köln, aber auch in Paris, offenlegen. Zudem zeigte sich, dass der Sammler, anders als bisher angenommen, auch in den 1950er und 1960er Jahren weiterhin Kunstwerke des Mittelalters erwarb.
Aus den Beständen der städtischen Sammlung wurden 146 Werke untersucht, darunter 93 Gemälde, 45 Grafiken und neun Skulpturen. Seit Mitte der 1950er Jahre hatte die Stadt Ludwigshafen begonnen, eine Sammlung deutscher Expressionisten aufzubauen, die vornehmlich auf dem deutschen Kunstmarkt erworben wurden.
Von den 264 untersuchten Werken konnten 249 als eindeutig unbedenklich eingestuft werden oder es konnten keine konkreten Verdachtsmomente eines verfolgungsbedingten Vermögensverlustes festgestellt werden.
Bereits im Jahr 2016 hatten sich die Wilhelm-Hack-Stiftung, die Stadt Ludwigshafen und die Erbin der Kunstsammlung Hess nach umfangreichen Provenienzforschungen hinsichtlich des Gemäldes von Ernst Ludwig Kirchner "Urteil des Paris" in einem mehrjährigen Verfahren auf eine faire und gerechte Lösung geeinigt, die den Verbleib des Werkes in Ludwigshafen gesichert hatte.