JDCRP veröffentlicht Initialliste mit Namen von rund 2100 jüdischen Sammler:innen
Die Stiftung Jewish Digital Cultural Recovery Project (JDCRP) hat auf ihrer Webseite https://de.jdcrp.org eine Initialliste mit den Namen von rund 2.100 jüdischen Sammler:innen aus acht europäischen Ländern veröffentlicht, deren Kunstwerke und andere Kulturgüter von den Nationalsozialisten gestohlen, konfisziert oder zwangsverkauft wurden.
„Erstmals werden hier länderübergreifend die Namen verfolgter europäischer jüdischer Sammlerinnen und Sammler zusammengeführt“, erklärt Deidre Berger, die Vorstandsvorsitzende des JDCRP. „Mit diesem Verzeichnis gibt das JDCRP der Fachwelt ein Arbeitsinstrument zur Rekonstruktion von Dimension und Ausmaß des NS-Kunstraubs an die Hand, des größten Kunstraubs der Geschichte.“
In der Initialliste werden Informationen aus verschiedenen Quellen zusammengeführt und verknüpft, wie etwa aus der Lost Art-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, der Datenbank des Jeu de Paume in Paris (auch bekannt als ERR Datenbank) und aus einschlägiger Literatur. In der Aufstellung des JDCRP finden sich jüdische Personen aus West- und Osteuropa, die Werke der bildenden Kunst, Bücher, Archivalien oder sonstige Artefakte besaßen.
„Wir wollen daran erinnern, dass jeder einzelne dieser Namen für eine engagierte Sammlerpersönlichkeit steht, die qualvolle Erfahrungen machen musste von Raub und Verlust, Verfolgung und Tod und die häufig vergeblich versucht hat, das geraubte Eigentum wiederzuerlangen“, erläutert Berger. „Der Raub von Kunstwerken und anderen Artefakten, die im Besitz europäischer Juden waren, war ein zentraler Bestandteil des systematischen Versuchs der Nazis, die jüdische Kultur und Identität auszulöschen.“
In der Initialliste des JDCRP sind Sammler:innen aus Österreich, Belgien, der Tschechischen Republik, Estland, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Polen aufgeführt. Die Liste ist als Ausgangspunkt konzipiert für die Erforschung dieser weithin vergessenen Persönlichkeiten des kulturellen Lebens.
Dazu Wesley Fisher, Vorstandsmitglied der JDCRP: „Wir hoffen darauf, dass diese Liste ein breiteres Publikum erreichen und wissenschaftliches Interesse wecken wird. Wir hoffen auch, dass sie Ressourcen erschließen wird für die weitere Erforschung der vielen zu Unrecht vergessenen jüdischen Sammlerpersönlichkeiten, die in der Nazi-Zeit beraubt und verfolgt wurden.“
Die Jewish Digital Cultural Recovery Project Stiftung wurde 2019 von der Conference on Jewish Material Claims Against Germany (Claims Conference) und der Commission for Art Recovery (CAR) gegründet und ist in Berlin ansässig. Das JDCRP hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine umfassende zentrale Open-Source-Plattform für archivalisches Quellenmaterial, Recherche und Bildung zum vom NS-Regime orchestrierten Kultur-Raub aufzubauen.
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste unterstützt die wichtigen Aktivitäten der JDCRP. Es fördert selbst die Rekonstruktion verstreuter Sammlungen und befasst sich intensiv mit den Schicksalen jüdischer Sammler:innen. Die Forschungsdatenbank „Proveana“, die u.a. auf den Daten der vom Zentrum geförderten Provenienzforschungsprojekte basiert, bietet zahlreiche einschlägige Infomationen.