2017
1. Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der TU Dresden
Projekt: „Die MfS-Aktion ‚Licht‘ 1962“
Laufzeit: 24 Monate (ab 01.09.2017)
erstmalige Kooperation
Im Rahmen einer Kooperation mit dem HAIT ist die sogenannte „Aktion Licht“ wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Bei dieser geheimen Aktion des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS) wurden im Januar 1962 seit 1945 noch verschlossene Tresore, Depots, Gewölbe und Keller nichtprivater Liegenschaften (z.B. Banken) geöffnet und geleert.
Der Inhalt (z.B. Schmuck, Münzen, Wertpapiere, Briefmarken, Kunstwerke aller Art, Noten, Autographen, Dokumente) wurde auf unterschiedlichste Art verwertet. Informationen über Anlass, Ablauf und Akteure, vor allem aber Art, Umfang und Schicksal der dabei gefundenen Kulturgüter, die Aktenlage und die Möglichkeiten, heute noch den Herkunftsverlauf von beschlagnahmtem Kulturgut zu ermitteln, stehen nach Ende des Projektes und nach Abschluss der datenschutzrechtlichen Prüfung für die Forschungsgemeinschaft in der Datenbank Proveana zur Verfügung.
2. Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR
Projekt: „Erstellung eines Spezialinventars für ausgewählte Aktenbestände des MfS zu Entziehungen von Kunst- und Kulturgut in SBZ und DDR unter dem Aspekt der Provenienzforschung“
Laufzeit: September 2017 bis Februar 2018; April 2018 bis September 2019
erstmalige Kooperation
In einem Kooperationsprojekt mit dem BStU ist ein Spezialinventar entstanden, das ausgewählte Aktenbestände des MfS zur Entziehung von potentiellem Kunst- und Kulturgut in SBZ und DDR auf die Bedürfnisse der Provenienzforschung abgestimmt erfasst.
Die Ergebnisse stehen in einem sogenannten „Findbuch“ in gedruckter und elektronischer Form als Recherchewerkzeug zur Verfügung. Es ermöglicht einen schnellen Zugriff auf Aktenbestände zum Umgang des MfS mit Kulturgütern (Entzug, Lagerung und Transfer).
Eine Besonderheit dieser Kooperation war die Nutzung vorhandener Kompetenzen: Die archivalische Erschließung erfolgte durch Mitarbeiter des Stasi-Unterlagen-Archivs, inhaltlich-wissenschaftliche Vorschläge wurden durch Mitarbeiter des Zentrums erarbeitet.
Publikation: Auf der Suche nach Kulturgutverlusten - Ein Spezialinventar zu den Stasi-Unterlagen
Pressemitteilung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste veröffentlicht in Kooperation mit dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen ein neues Recherchemittel zur Provenienzforschung (PDF, 354 KB)
Beitrag des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste zum Tag der Provenienzforschung am 8. April 2020: Kulturgutverluste in der DDR - Ein Spezialinventar zu den Stasi-Unterlagen
3. Museumsverband des Landes Brandenburg e.V.
Projekt: „Zwischen Schlossbergung und Kommerzieller Koordinierung. Pilotprojekt zur Untersuchung kritischer Provenienzen aus der Zeit der SBZ und DDR in brandenburgischen Museen“
Laufzeit: 9 Monate (ab 01.10.2017)
erstmalige Kooperation
Im Rahmen einer Kooperation sind durch eine Pilotstudie in vier brandenburgischen Museen einzelne Objekte bzw. Bestände hinsichtlich kritischer Provenienzen aus der Zeit zwischen 1945 und 1990 untersucht worden. Hauptziel war zunächst, die Wege zu beschreiben, auf denen die betreffenden Objekte in die Museen gelangten oder aus ihnen entfernt wurden. Außerdem sind auch nach 1990 erfolgte Rückgaben und Entschädigungen berücksichtigt worden.
Um die Vorgänge auf verschiedenen Verwaltungsebenen (Bezirk, Kreis, Stadt, Museum) nachvollziehen zu können, wurden als Fallbeispiele ein ehemaliges Bezirksmuseum der DDR (Frankfurt/Oder), zwei Kreismuseen (Eberswalde, Neuruppin) sowie ein „einfaches“ Stadtmuseum (Strausberg) ausgewählt. Die betreffenden Museen hatten ihr Einverständnis erklärt, und es wurde vorab gesichert, dass ausreichendes Archivmaterial in den Museen, Stadt- und Kreisarchiven vorlag und zugänglich war.
Recherchen wurden auch auf Landesebene (Brandenburgisches Landeshauptarchiv) und im Bundesarchiv Berlin, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO) durchgeführt. Die Ergebnisse stehen nach Ende des Projektes und nach Abschluss der datenschutzrechtlichen Prüfung für die Forschungsgemeinschaft in der Datenbank Proveana zur Verfügung.
2018
1. Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
Projekt: „Die Moritzburg in Halle (Saale) als zentrales Sammellager für Kunst- und Kulturgut, das in der Provinz Sachsen durch die sogenannte Bodenreform enteignet und entzogen wurde“
Laufzeit: 24 Monate (ab 01.09.2018)
erstmalige Kooperation
Am 3. September 1945 erließ die Landesverwaltung der Provinz Sachsen eine Verordnung über die Bodenreform. Die damit angestrebte „Liquidierung des feudal-junkerlichen Großgrundbesitzes“ sollte die „Herrschaft der Junker und Großgrundbesitzer“ beseitigen. In der Provinz Sachsen wurden daraufhin über 2.200 Güter enteignet. Die Besitzer waren meist geflohen oder ausgewiesen worden. Das in den Schlössen und Gutshäusern zurückgelassene Inventar – Kunstwerke wie Gemälde und Skulpturen, aber auch Möbel, Waffen, Bibliotheken und Archive – galt nun als „herrenlos“. Um es vor Zweckentfremdung, Zerstörung und Diebstahl zu schützen, wurde es zunächst unter den besonderen Schutz der Provinz gestellt, in Sammeldepots eingelagert und dort magaziniert. Das Hauptdepot für diese „Kulturgutsicherstellung“ in der Provinz Sachsen/Land Sachsen-Anhalt befand sich in der Moritzburg in Halle (Saale), die Schlösser in Wernigerode und Beichlingen dienten als dessen Außenstellen.
In dem auf zwei Jahre angelegten Forschungsprojekt soll am Beispiel der Moritzburg der Umgang mit Kunst- und Kulturgut, das infolge der sogenannten Bodenreform enteignet wurde, auf breiter Quellengrundlage erforscht und in einer Pilotstudie dargestellt werden. Die Fragestellung richtet sich auf den Verlauf und den quantitativen Umfang der „Sicherstellung“, die daran beteiligten Akteure, schließlich auf die museale Nutzung, die Vernichtung und die kommerzielle Verwertung der Objekte auf dem internationalen Kunstmarkt.
2. Stiftung Deutsches Historisches Museum
Projekt: „Repräsentative Studie zu den Übergaben staatlicher Institutionen und Organisationen an das Museum für Deutsche Geschichte der DDR“
Laufzeit: 24 Monate (ab 01.10.2018)
erstmalige Kooperation
Die repräsentative Studie hatte zum Ziel, einen der umfänglichsten Wege des Objekterwerbs in das staatlich gelenkte Geschichtsmuseum der DDR zu beleuchten. Im Fokus waren dabei die Überweisungen staatlicher Institutionen an das Nationalmuseum der DDR, dem Museum für Deutsche Geschichte (MfDG), dessen Bestände seit 1990 Teil der Sammlung des Deutschen Historischen Museums (DHM) sind.
Fragen nach dem Zusammenhang möglicher Objekterwerbungen mit den Enteignungen der Eigentümer von Schlössern und Grundbesitz während der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone wie auch mit Republikflucht und angestrengten Steuerprozessen in der Zeit der DDR sollten nachgegangen – und nach Möglichkeit beantwortet – werden. Die Entschlüsselung der Netzwerke der Akteure war dabei fundamental, um Mechanismen der Objektbewegungen nachvollziehen zu können. Eine Untersuchung dieser grundlegenden Fragen fehlte bislang, ist aber entscheidend für zukünftige, vertiefende Einzelfallforschungen am DHM und auch an anderen Museen der ehemaligen DDR. Eine solche Untersuchung lässt letztlich Rückschlüsse für die Objektwege auch anderer, kleinerer und regional situierter Museen in der DDR zu.
Die Studie gab Aufschluss über Quellenlage und Aktensituation der stiftenden Institutionen und damit auch Aufschluss über die Möglichkeiten künftiger Provenienzforschung an solchen und ähnlichen Beständen. Außerdem können ihre Ergebnisse als exemplarisch für die Strukturen der staatlich gelenkten Erwerbungswege für Museen in der DDR gelten.
2019
1. Museumsverband in Mecklenburg-Vorpommern e.V.
Projekt: „Umgang der Verwaltungsinstanzen im ehemaligen Bezirk Schwerin mit Kulturgut aus Flüchtlings-Rücklässen von 1945 bis 1989“
Laufzeit: 24 Monate (ab 01.02.2019)
erstmalige Kooperation
In Kooperation mit dem Museumsverband in Mecklenburg-Vorpommern e.V. wird eine Studie erarbeitet, die die Struktur, die Mechanismen, das Institutionsgeflecht sowie die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen der Flucht aus der SBZ/DDR (1945–1989) im Bezirk Schwerin aufdecken soll.
Die zu erarbeitende Grundlagenstudie untersucht den „unrechtmäßigen Entzug von Eigentum“ vor dem Hintergrund der sogenannten Republikflucht. Auswirkungen auf das zurückgelassene Eigentum, insbesondere der Umgang mit Kunst und Kulturgut (Verwaltungsabläufe, eingebundene Behörden, Nutznießer bei Verstaatlichung oder Veräußerung des zurückgelassenen Privatbesitzes), waren bisher nie Gegenstand einer umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchung.
Kernquellen für die Recherche und die Bearbeitung dieses Komplexes bilden die umfangreichen Quellenbestände der Stiftung Mecklenburg und des Landeshauptarchivs in Schwerin. Von großer Bedeutung sind aber auch die Landkreisarchive des westlichen Mecklenburgs Ludwigslust/Parchim und Nordwestmecklenburg. In sie wurden nach der Wende 1989/90 die 1952 gebildeten Kreisarchive des ehemaligen Bezirkes Schwerin eingegliedert.
Eine erfolgreiche und effiziente Provenienzforschung kann nur über das Verstehen der SBZ und der DDR in ihren Basisstrukturen funktionieren. Dabei gilt es u.a., den Einfluss der SED, der Blockparteien, des MfS, des FDGB sowie der Bezirks- und Kreisverwaltungen auf den Umgang mit enteigneten, entzogenen oder erzwungenermaßen zurückgelassenen Kunstgütern herauszuarbeiten. Außerdem sollen dabei ermittelbare Akten und sonstiges Belegmaterial zum Thema in unterschiedlichsten Archiven eingeordnet, ausgewertet und mit dem Blick auf spätere Provenienzforschung zu Republikflüchtigen-Gut beurteilt werden.
2. Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern
Projekt: „Die Rolle und Funktion des Staatlichen Museums Schwerin zwischen 1945 und 1990 beim Umgang mit entzogenen Kulturgütern auf dem Gebiet des ehemaligen DDR-Bezirks Schwerin“
Laufzeit: 24 Monate (ab 01.02.2020)
erstmalige Kooperation
In einer repräsentativen Studie wird untersucht, in welchem Maße das Staatliche Museum Schwerin bei Kulturgutentziehungen in der SBZ und der DDR mitgewirkt hat. Vor allem soll hierbei nach den Handlungsspielräumen der Museumsmitarbeiter gefragt werden, die beispielsweise durch Gutachtertätigkeiten im Rahmen der genehmigten Übersiedlung von DDR-Bürgern ins ‚kapitalistische Ausland‘ mit Kulturgütern konfrontiert wurden, die ihren Eigentümern entzogen wurden.
Zusätzlich werden Zeitzeugeninterviews entstehen, die im Bereich SBZ/DDR auch für spätere Forschungsvorhaben beim Erkennen historischer Strukturen und Verwaltungsabläufe relevant sein können.
Darüber hinaus sollen durch dieses Grundlagenforschungsprojekt die Recherchemöglichkeiten in verschiedenen Archiven des Landes Mecklenburg-Vorpommern und des Bundes aufgezeigt werden, um mit dieser „Landkarte“ weitere Grundlagen für künftige Provenienzforschungen an Museumsbeständen zu schaffen, die in einem Zusammenhang mit Entziehungskontexten in der DDR stehen.
2020
Technische Universität Berlin
Projekt: „Die Geschäftsbeziehungen zwischen der Kunst und Antiquitäten GmbH der DDR und westlichen Auktionshäusern im Zeitraum von 1973 bis 1990: Mechanismen – Netzwerke – Objekte“
Projektwebseite: Link
Laufzeit: 36 Monate (ab 01.12.2020)
erstmalige Kooperation
Das Kooperationsprojekt hat zum Ziel, die Geschäftsbeziehungen zwischen der Kunst und Antiquitäten GmbH der DDR (KuA) und westlichen Auktionshäusern im zeitlichen Rahmen von 1973 bis 1990 systematisch zu erforschen. Die KuA übte von ihrem Gründungsjahr 1973 bis zum Verkaufsstopp kurz nach dem Mauerfall den Export von Kunstgegenständen, Antiquitäten und Gebrauchtwaren im westlichen Ausland zwecks Devisenerwirtschaftung aus. Zu wichtigen Abnehmer:innen der ostdeutschen GmbH zählten unter anderem Auktionsunternehmen im Westen.
Zum einen sollen im Projekt die Strukturen und Mechanismen dieser Geschäfte sowie Akteur:innen und Firmennetzwerke ermittelt werden. Zum anderen sind Objekte, die von der KuA auf direkten bzw. indirekten Wegen an westliche Auktionshäuser eingeliefert wurden, zu identifizieren. Dabei gilt zu klären, in welchem Ausmaß diese Lieferungen Kunstgegenstände aus enteigneten ostdeutschen Privatsammlungen und musealen Beständen sowie zur Ausfuhr nicht zugelassene Antiquitäten beinhalteten. Einen weiteren Fokus der Untersuchungen bildet die Rezeption von Auktionen mit Kunstgegenständen aus der DDR. Wie gingen die Auktionshäuser mit deren Provenienz in ihren Auktionskatalogen um und welche Informationen lancierten sie über Versteigerungen dieser Objekte in der westlichen Öffentlichkeit? Wie reagierte die Presse auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs auf solche Auktionen?
Der Teilbestand „Kunst und Antiquitäten GmbH“ im Bestand DL 210 „Betriebe des Bereichs Kommerzielle Koordinierung“ im Bundesarchiv bietet die Hauptquelle für die Projektuntersuchungen. Ergänzt werden sollen die Recherchen durch die Auswertung relevanter Archivalien im Archiv des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU), im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes und im Getty Research Institute.
Die gesammelten Daten sollen somit einen wichtigen Informationspool für betroffene Sammler:innen und Museen in der ehemaligen DDR und BRD sowie im westlichen Ausland bieten. Die Ergebnisse stehen nach Ende des Projektes und nach Abschluss der datenschutzrechtlichen Prüfung für die Forschungsgemeinschaft in der Datenbank Proveana zur Verfügung.
2021
1. Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
Projekt: „Geschäfte mit dem Osten? Pilotprojekt zur Untersuchung kritischer Provenienzen aus der SBZ und der DDR in nichtstaatlichen Museen des Freistaates Bayern“
Laufzeit: 24 Monate (ab 01.02.2021)
erstmalige Kooperation
Das Kooperationsprojekt hat primär zum Ziel, die Ankaufspraxis westdeutscher bzw. bayerischer Händler und Museen zwischen 1945 und 1990 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und in der DDR zu erschließen. Damit ist der Freistaat Bayern eines der ersten sogenannten alten Bundesländer, das seine Geschäftspraktiken auf musealer Ebene mit der zweiten deutschen Diktatur transparent aufzuklären beginnt.
Die Geschäftsbeziehungen der DDR mit dem westlichen Ausland lassen sich im Wesentlichen in zwei Zeitabschnitte gliedern: vor und nach 1973. Mit Gründung der Kunst und Antiquitäten GmbH (KuA) des Bereichs „Kommerzielle Koordinierung“ der DDR im Jahr 1973 „professionalisierte“ sich das Geschäft. Ein Teil der Exporte bestand aus Antiquitäten und Kunstgegenständen, die nur deshalb in den Handel gelangten, weil Druck auf ihre Eigentümer:innen ausgeübt worden war.
Basierend auf der vom Bundesarchiv veröffentlichten Vertragspartnerliste der KuA, auf der sich sowohl bayerische Museen als auch lokale Kunsthandlungen befinden, sollen Netzwerke, Akteur:innen und Mechanismen herausgearbeitet werden. Diese Entschlüsselung ist dabei fundamental, um Objektbewegungen nachvollziehen zu können. Eine Untersuchung grundlegender Fragen nach konkreten Handelspartnerschaften, Motiven und Sammlungsaktivitäten fehlt bislang, ist aber entscheidend für zukünftige, vertiefende Einzelfallforschungen.
Da es sich um Grundlagenforschung handelt, sind zunächst intensive Recherchen in den Archiven auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene durchzuführen. Parallel sollen exemplarisch in einigen bayerischen Museen einzelne Objekte bzw. Bestände hinsichtlich kritischer Provenienzen aus der Zeit zwischen 1945 und 1990 untersucht werden. Zur Erhebung erster Fallzahlen führt die Landesstelle deshalb bis zum 15. September 2021 eine Onlineumfrage in den bayerischen nichtstaatlichen Museen durch.
Weitere Informationen:
Marlen Topp und Mathias Deinert: Geschäfte mit dem Osten? Geplantes Pilotprojekt zur Untersuchung kritischer Provenienzen aus der SBZ und der DDR in nichtstaatlichen Museen des Freistaats Bayern. In: Museum heute. Fakten, Tendenzen und Hilfen, Nr. 58/Dezember 2020, S. 74–76. [Link]
2. Stiftung Deutsches Historisches Museum
Projekt: „Die Abteilung Tresorverwaltung des Ministeriums der Finanzen der DDR als zentrale Verwertungsstelle von Kunst- und Kulturgut“
Laufzeit: 24 Monate (ab 18.10.2021)
erneute Kooperation
Die Studie zur Tresorverwaltung im Finanzministerium der DDR hat zum Ziel, deren Arbeits- und Funktionsweisen zu erforschen und Verwertungs- und Verteilungsmechanismen von eingezogenem Kulturgut zu analysieren.
Die Tresorverwaltung hatte die Verfügungsgewalt über Depotschließfächer und Tresore geschlossener Banken nach 1945 im Bereich der DDR. Davon betroffen waren „herrenlose“ und auch jüdische Besitztümer in den nach 1945 nicht geöffneten Altbanken. Des weiteren sind in diesem Forschungszusammenhang Entzüge während der Bodenreform, Entzüge des zurückgelassenen Vermögens von aus der DDR-Ausreisenden, Asservate von Beschlagnahmen und auch ehemalige Reichbankbestände relevant.
Eine umfängliche Forschung zu den Befugnissen der Tresorverwaltung wie auch zu den Verwertungs- und Verteilungsmechanismen der sich in den Depots befindlichen Gegenstände und anderer Objektaneignungen existiert nicht. Bislang gibt es ausschließlich projektbezogene, punktuelle Untersuchungen. Wichtig in diesem Zusammenhang sind ebenso die Erforschung der Netzwerke und der Akteure, die an der Verwertung von wertvollem und museumswürdigen Objekten beteiligt waren.
Dieses Forschungsvorhaben ist grundlegend für die vertieften Recherchen zur Herkunft der Kunst-, Kultur- und Wertgegenstände, die den Museen der DDR und insbesondere dem Museum für Deutsche Geschichte (MfDG) durch die Tresorverwaltung zugingen.
Für die Provenienzforschung wesentlichen Fragen werden dabei unmittelbar berührt. Es besteht eine hohe Relevanz der weiteren Erforschung sowohl für den Bereich des NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts wie auch für den Bereich der Entziehungskontexte der DDR.
Ansprechpartner für das Projekt:
Dr. Brigitte Reineke
Leitung Zentrale Dokumentation und Beauftragte für Provenienzforschung
Tel.: 030/20304-406
reineke@dhm.de
Janine Kersten
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel.: 030/20304-407
kersten@dhm.de
2022
Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD), Kunstgewerbemuseum (Dresden)
Projekt: Studie zu den Beziehungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit den Außenhandelsfirmen der DDR anhand der Bestände des Dredner Kunstgewerbemuseums und ausgehend von der Kunst und Antiquitäten GmbH
Laufzeit: 48 Monate (ab 01.06.2022)
erstmalige Kooperation
Nachweisbar seit 1968 bestanden geschäftliche Verbindungen zwischen Außenhandelsfirmen der DDR, die Kunst und Antiquitäten exportierten, und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). In dem ersten bekannten Fall wurden in diesem Jahr Museumsbestände zum Verkauf abgegeben, um den Ankauf des Triptychons „Der Krieg“ von Otto Dix zu finanzieren. In den Folgejahren ergingen mehrfach Anweisungen von staatlicher Seite, Kunstwerke zur Devisenbeschaffung aus den Museumsbeständen auszusondern – ungeachtet ihrer Herkunft.
Um mit dem Export von bis dahin in Staats- oder Privatbesitz befindlichen Kunstwerken, Antiquitäten und sonstigen Waren Valuta-Gewinne zu erwirtschaften, wurde 1973 die Kunst und Antiquitäten GmbH (KuA) gegründet, ein Außenhandelsbetrieb der DDR. Durch die Übernahme sowohl privater als auch staatseigener Kunsthandlungen erlangte die KuA das Monopol für Export und Import von Antiquitäten, Kunst und kulturellen Gebrauchtwaren. Um die Gegenstände für den Export nutzbar zu machen, sorgte das Unternehmen durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) dafür, dass Sammler und Antiquitätenhändler gezielt kriminalisiert, verhaftet, verurteilt und enteignet bzw. dass Museen zum Aussondern bestimmter Bestände unter Druck gesetzt wurden.
Die bis 1990 bestehende KuA betrieb ein großes Warenlager in Mühlenbeck nahe Berlin. Nach Auflösung des Lagers Mühlenbeck wurde wiederum eine größere Anzahl an Kunstwerken in den Bestand der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) übernommen, davon allein 211 mit dem Herkunftsvermerk „Auflösung Antiquitäten GmbH Mühlenbeck, 1990, Preis…“ in die Sammlung des Kunstgewerbemuseums (KGM).
Vor diesem Hintergrund ist im Rahmen der Grundlagenforschung geplant, den zeitlichen Rahmen der Einflussnahme auf die Bestände der SKD zu ermitteln, die maßgeblichen Akteure und deren Handlungsspielräume zu erforschen sowie die Formen der Zusammenarbeit mit den Außenhandelsfirmen der DDR und die dahinterliegenden Entscheidungsverläufe zu erhellen.
Ansprechpartner für das Projekt:
Thomas A. Geisler
Projektleitung
Direktor Kunstgewerbemuseum Dresden
Tel. 0351 2613 200
thomas.geisler@skd.museum
Dr. Barbara Bechter
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel. 0351 2613 206 oder 0351 4914 6636
barbara.bechter@skd.museum
Dr. Katja Lindenau
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel. 0351 4914 3217
katja.lindenau@skd.museum