Website der Stiftung "Deutsches Zentrum Kulturgutverluste"

Der Kulturföderalismus in Deutschland und die Museumslandschaft

1. Der Fö­de­ra­lis­mus

Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land be­steht aus ei­nem Bun­des­staat mit 16 Län­dern, wo­bei die Län­der ei­ge­ne Lan­des­ver­fas­sun­gen und Par­la­men­te ha­ben. Die Kom­mu­nen – al­so Ge­mein­den, Städ­te und Land­krei­se –  sind hier­bei Teil der Län­der.

2. Die Zu­stän­dig­kei­ten zwi­schen Bund und Län­dern

Das Grund­ge­setz re­gelt die Auf­tei­lung der Staats­ge­walt zwi­schen dem Bund und den Län­dern. Da­bei hat der Bund dann die Zu­stän­dig­keit, wenn sie ihm das Grund­ge­setz zu­weist; an­sons­ten sind die Län­der zu­stän­dig.  

Bun­des­sei­tig wur­de 1998 das Amt der Be­auf­trag­ten der Bun­des­re­gie­rung für Kul­tur und Me­di­en (BKM) ge­schaf­fen, um die kul­tur- und me­di­en­po­li­ti­schen Ak­ti­vi­tä­ten des Bun­des in ei­ner Re­gie­rungs­be­hör­de zu bün­deln. Zu den Auf­ga­ben der BKM ge­hö­ren un­ter an­de­rem die Wei­ter­ent­wick­lung der recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen für den Kul­tur- und den Me­dien­be­reich über die Bun­des­ge­setz­ge­bung und die För­de­rung von Kul­turein­rich­tun­gen und -pro­jek­ten von na­tio­na­ler Be­deu­tung.

Die fö­de­ra­le Ord­nung ist auf die Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen Bund und Län­dern an­ge­legt. Dar­über hin­aus ver­pflich­tet das Bun­des­staats­prin­zip Bund und Län­der zu wech­sel­sei­ti­ger Rück­sicht­nah­me und Hil­fe­leis­tung; die­ser ko­ope­ra­ti­ve Cha­rak­ter kommt bei­spiels­wei­se dar­in zum Aus­druck, dass die Län­der über den Bun­des­rat an der Bun­des­ge­setz­ge­bung mit­wir­ken.

3. Die Kul­tur­ho­heit der Län­der

Nach der Auf­ga­ben­ver­tei­lung durch das Grund­ge­setz liegt die Kul­tur­ho­heit bei den Län­dern. Hier­bei be­deu­tet Kul­tur­ho­heit, dass die kul­tu­rel­len Auf­ga­ben durch die Län­der bzw. die Kom­mu­nen wahr­ge­nom­men wer­den; in die­sem Zu­sam­men­hang sieht et­wa das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt in der Kul­tur­ho­heit der Län­der das Kern­stück de­ren Ei­gen­staat­lich­keit. Zur Ko­or­di­nie­rung ih­rer Ab­stim­mun­gen im Hin­blick auf die Ein­heit des Bil­dungs­we­sens ha­ben die Län­der die „Stän­di­ge Kon­fe­renz der Kul­tus­mi­nis­ter der Län­der in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land“ (KMK) ge­grün­det. Un­ter de­ren Dach hat 2019 die neue Kul­tur­mi­nis­ter­kon­fe­renz (Kul­tur-MK) ih­re Ar­beit auf­ge­nom­men, in de­ren Rah­men die  Kul­tur­mi­nis­te­rin­nen und -mi­nis­ter/-se­na­to­rin­nen und -se­na­to­ren der Län­der künf­tig ei­gen­stän­di­ge Be­ra­tun­gen zu An­ge­le­gen­hei­ten der Kul­tur­po­li­tik von über­re­gio­na­ler Be­deu­tung mit dem Ziel ei­ner ge­mein­sa­men Mei­nungs- und Wil­lens­bil­dung und der Ver­tre­tung ge­mein­sa­mer An­lie­gen ge­gen­über der Bun­des­re­gie­rung füh­ren wer­den.

4. Die Mu­se­ums­land­schaft

Kul­tur­gut­be­wah­ren­de Ein­rich­tun­gen in Deutsch­land sind ins­be­son­de­re die Mu­se­en, die Bi­blio­the­ken und die Ar­chi­ve. Der größ­te Teil die­ser In­sti­tu­tio­nen be­fin­det sich in kom­mu­na­ler Trä­ger­schaft wie et­wa das Gras­si Mu­se­um für An­ge­wand­te Kunst der Stadt Leip­zig. Ein wei­te­rer Teil steht in der Trä­ger­schaft der Län­der; hier ist bei­spiels­wei­se das Lan­des­mu­se­um für Vor­ge­schich­te in Hal­le/Saa­le zu nen­nen. Da­ne­ben gibt es In­sti­tu­tio­nen – wie et­wa die Stif­tung Preu­ßi­scher Kul­tur­be­sitz –, die vom Bund ge­tra­gen wer­den. Im Hin­blick auf Ent­schei­dun­gen sind die Trä­ger der kul­tur­gut­be­wah­ren­den Ein­rich­tun­gen  ei­gen­stän­dig.

 5. Das Deut­sche Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te

Das zum 01.01.2015 von Bund, al­len Län­der und den drei kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­den in Mag­de­burg ge­grün­de­te Deut­sche Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te dient auch als In­stru­ment der Ko­ope­ra­ti­on der fö­de­ra­len Ebe­nen. Es hat ins­be­son­de­re die Auf­ga­be, Pro­jek­te im Be­reich der Pro­ve­ni­enz­for­schung zu för­dern. Als Stif­tung bür­ger­li­chen Rechts hat das Zen­trum kei­ne ge­setz­li­chen Be­fug­nis­se; es ist Bund, Län­dern und Kom­mu­nen we­der un­mit­tel­bar ein­ge­glie­dert noch un­ter­stellt. Dies be­zieht sich  auf al­le Fel­der der sat­zungs­ge­mä­ßen Auf­ga­ben der Stif­tung wie et­wa die For­schungs­för­de­rung, die Do­ku­men­ta­ti­on oder die Öf­fent­lich­keits­ar­beit. Die Ar­beit des Zen­trums wird durch ei­nen Stif­tungs­rat ge­steu­ert, in dem Bund, Län­der und Kom­mu­nen ver­tre­ten sind, wo­bei der Bund zu­gleich als we­sent­li­cher Zu­wen­dungs­ge­ber über die Be­auf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für Kul­tur und Me­di­en die Ar­beit des Zen­trums und die ope­ra­ti­ven Auf­ga­ben fi­nan­ziert.