Neuerscheinung: Zentrum veröffentlicht Sonderband „Kunstraub für den Sozialismus“

Deutsches Zentrum Kulturgutverluste gibt Gutachten zur rechtlichen Beurteilung von Kulturgutentziehungen in Sowjetischer Besatzungszone und DDR heraus.

Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste veröffentlicht am Montag, 23. Oktober 2023, in seiner Reihe „Provenire“ ein von ihm beauftragtes Rechtsgutachten zu Kulturgutentziehungen in Sowjetischer Besatzungszone (SBZ) und DDR. Der Band der beiden renommierten Rechtswissenschaftler Thomas Finkenauer und Jan Thiessen unter dem Titel „Kunstraub für den Sozialismus“ ermöglicht öffentlichen Institutionen und ihren Trägern eine Einschätzung der rechtlichen Situation von Sammlungsgut, das in SBZ und DDR entzogen wurde, und zeigt rechtspolitische Handlungsoptionen auf. Die beiden Autoren legen ein Kompendium vor, das 13 Fallgruppen in ihre historischen Entziehungsumstände rechtlich einordnet. Mit dem in dieser Form bisher noch nicht vorhandenen Überblick stellt das Gutachten auch ein Grundlagenwerk für die Provenienzforschung dar.

Gilbert Lupfer, Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste: „Das vorliegende Gutachten bietet eine bisher nicht dagewesene Analyse der verschiedenen Verlustkontexte von Privatpersonen und Institutionen. Es wird die Diskussion um die noch lange nicht abgeschlossene Aufarbeitung des Kulturgutentzugs in SBZ und DDR weiter anregen und bereichern. Darüber hinaus belegt das Gutachten auch die Notwendigkeit der weiteren Grundlagenforschung und zusätzlich einer systematischen Forschung in Sammlungen zu Kulturgütern, die in SBZ und DDR entzogen wurden.“

Zu den Autoren:
Thomas Finkenauer, Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Römisches Recht und Europäisches Privatrecht, Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Neben dem allgemeinen Zivilrecht bildet Kulturgüterrecht einen Hauptschwerpunkt seiner Forschungen.

Jan Thiessen, Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Juristische Zeitgeschichte und Wirtschaftsrechtsgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin. Seine rechtszeithistorische Forschung konzentriert sich auf die Geschichte der Justiz, des Gesellschaftsrechts und des Unrechts in Diktaturen.

Zur Publikation:
Thomas Finkenauer / Jan Thiessen:
Kunstraub für den Sozialismus.Zur rechtlichen Beurteilung von Kulturgutentziehungen in SBZ und DDR.
Sonderband in der Schriftenreihe „Provenire“, herausgegeben vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste im Verlag De Gruyter, Berlin 2023 (186 Seiten, 39 Euro). Das Buch ist auch als eBook erhältlich.

Der Sonderband kann beim Verlag De Gruyter bestellt werden unter:
https://www.degruyter.com/document/isbn/9783111279817/html

Das von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden zum 01.01.2015 gegründete Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg ist in Deutschland zentraler Ansprechpartner zu Fragen unrechtmäßig entzogenen Kulturguts. Das Hauptaugenmerk des Zentrums gilt dem im Nationalsozialismus verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgut, insbesondere aus jüdischem Besitz. Daneben zählen Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, kriegsbedingt verlagerte Kulturgüter sowie Kulturgutentziehungen in SBZ und DDR zu den Handlungsfeldern des Zentrums. Seit 2017 ermöglicht die Stiftung mit Kooperationsprojekten wissenschaftliche Grundlagenforschung zu Kulturgutverlusten in SBZ und DDR.