Paris 1940-1944: Raub und Handel von Kulturgütern unter deutscher Besatzung – Transnationale Bestandsaufnahme eröffnet neue Perspektiven für die Provenienzforschung
Die vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste vom 30. November bis 1. Dezember 2017 ausgerichtete Konferenz „Raub & Handel. Der französische Kunstmarkt unter deutscher Besatzung (1940-1944)“ führt namhafte internationale Experten zusammen, die Ergebnisse ihrer jeweiligen Recherchen präsentieren. Die ca. 300 Teilnehmer der Fachkonferenz erörtern mit den Referenten angeregt auch die folgenden Fragen: Wer waren die Akteure und wer die Beraubten? Wie griffen NS-Politik, kunsthistorische Expertise und Marktinteressen ineinander? Wie funktionierte die Kollaboration?
„Diese Konferenz führt erstmalig Forscher aus Frankreich, Deutschland und anderen Ländern zusammen und erlaubt so einen transnationalen Blick auf den Kunstmarkt und seine Akteure im besetzten Paris“, hebt Prof. Dr. Gilbert Lupfer, wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, hervor. „Der Austausch der Wissenschaftler befördert die internationale Provenienzforschung zu diesem komplexen Themengebiet sowohl in Frankreich als auch in Deutschland und eröffnet neue Betrachtungsweisen.“
Auch Hildebrand Gurlitt kaufte in Paris zwischen 1941 und 1944 während der deutschen Besatzung in Paris Kunstwerke ein, unter anderem im Auftrag des „Führers“ für das geplante Museum in Linz. Es war ein florierender und sehr dynamischer Handel, der sich in Paris entfaltete. Die Konferenz setzt einen thematischen Schwerpunkt mit der Präsentation von neuen Forschungsergebnissen zu den Erwerbungen Gurlitts in Frankreich. So werden Bezüge zu den parallel in der Ausstellung „Bestandsaufnahme Gurlitt. Der NS-Kunstraub und seine Folgen“ gezeigten Werken aus dem „Kunstfund Gurlitt“ deutlich. „Das Projekt ‚Provenienzrecherche Gurlitt‘ trägt durch seine umfangreiche Forschungsarbeit viel zu neuen Erkenntnissen über den Pariser Handel bei und wird der Provenienzforschung einen Wissenssprung bescheren,“ erklärt Dr. Andrea Baresel-Brand, die Leiterin des Projektes.
Die Konferenz wurde in enger Kooperation mit dem Deutschen Forum für Kunstgeschichte Paris und dem Forum Kunst und Markt der Technischen Universität Berlin konzipiert und durchgeführt.