Andreina Schwegler-Torré – Recherchen zu ihrer Biographie sowie ihren Rollen und Netzwerken im Handel mit Kunst- und Kulturgut aus der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)

Förderbereich:
SBZ / DDR
Zuwendungs­empfänger:
Koordinationsstelle für Provenienzforschung in Nordrhein-Westfalen (KPF.NRW) (Landschaftsverband Rheinland, LVR LandesMuseum Bonn)
Bundesland:
Nordrhein-Westfalen
Ansprechpartner:
Dr. Dagmar Thesing

PositionWissenschaftliche Referentin

Tel.0228 20 70 258

E-Maildagmar.thesing@kpf.nrw

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Ziel des Projektes ist die Rekonstruktion der Biographie sowie die Untersuchung der Rollen der Kunsthändlerin Dr. Andreina Schwegler-Torré (19081991) im Handel mit Kunst- und Kulturgütern aus der ehemaligen SBZ und DDR sowie ihrer Netzwerke. Zudem sollen soweit möglich Objekte, mit denen Schwegler-Torré u.a. in ihrer Zürcher Galerie Ars Domi handelte, identifiziert werden.

Schwegler-Torré, die zwischen 1934 und 1944 in Schmölln (bei Leipzig) und Berlin lebte, stand nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin in Kontakt mit Institutionen und Personen in der damaligen SBZ/DDR. Beispielweise pflegte die gebürtige Mailänderin, die durch ihre Ehe mit dem Schweizer Alfred Schwegler das Schweizer Bürgerrecht erhielt, geschäftliche Verbindungen mit verschiedenen Abteilungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Freundschaftlich verbunden soll Schwegler-Torré auch mit dem Direktor der Meißner Manufaktur gewesen sein, der ihr noch vor ihrem Umzug zurück in die Schweiz eine umfangreiche Porzellansammlung dorthin geliefert haben soll. Sie selbst reiste im August 1944 mit sieben Lastwagen sogenanntem „Umzugsgut in die Schweiz ein, darunter auch wertvolle Antiquitäten und Kunstwerke, die sie jüdischen Bekannten mit dem Versprechen abgenommen haben soll, diese für sie ins sichere Ausland zu bringen. Weitere Indizien, dass Schwegler-Torré in den Handel mit Kunst- und Kulturgütern aus SBZ und DDR involviert war, sind zwei aus sogenannten Schlossbergungen stammende Meißner Porzellanteller aus der Sammlung des Unternehmers Ernst Georg Schneider (19001977), den sie maßgeblich beim Aufbau seiner Porzellansammlung beraten hat. Die Stücke wurden 2015 vom Bayerischen Nationalmuseum München und 2021 vom Hetjens Deutsches Keramikmuseum Düsseldorf an die ehemaligen Eigentümer zurückgegeben.

Ausgehend von ersten Anhaltspunkten, die die Beteiligung Schwegler-Torrés im Handel mit Kunst- und Kulturgütern aus SBZ und DDR, aber auch ihre Verstrickung in die NS-Zeit belegen, sollen in dem Projekt ihre kunsthändlerischen Aktivitäten und Handelsnetzwerke, einschließlich ihrer Geschäftspartner:innen und ihrer Kund:innen rekonstruiert werden. Ferner soll auch der Frage nach den personellen Kontinuitäten ihrer Netzwerke und Handelstätigkeiten von 1933 bis 1991 nachgegangen werden.

Aufgrund der bereits belegbaren Verbindungen, die zwischen Schwegler-Torré und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, dem Hetjens Deutsches Keramikmuseum Düsseldorf und dem Bayerischen Nationalmuseum München bestehen, erfolgt projektbegleitend ein wissenschaftlicher Austausch mit diesen Institutionen.

© Koordinationsstelle für Provenienzforschung in Nordrhein-Westfalen