Anfrage des Holocaust Claims Processing Office (HCPO)

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg
Bundesland:
Baden-Württemberg
Ansprechpartner:
Dr. Anja-Maria Roth

Tel.Graphische Sammlung

E-Mailanja-maria.roth@heidelberg.de

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das Holocaust Claims Processing Office (HCPO) fragte 2013 und 2014 insgesamt 18 Blätter an, die nach seinen Unterlagen 1939 für das Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg (KMH) bei einer Auktion des Münchener Kunstversteigerungshauses Adolf Weinmüller ersteigert worden sein sollten. Von den genannten Blättern war lediglich eines im Sammlungsbestand des KMH zweifelsfrei zuzuordnen, ein weiteres Blatt ließ sich nicht direkt zuordnen, die restlichen 16 Blätter konnten auch nach eingehender Recherche im Bestand nicht festgestellt werden. Dies warf die Frage auf ob ggfs. bereits nach Kriegsende Graphiken restituiert wurden bzw. welche Blätter konkret für das KMH erworben wurden. Das zu Beginn des Projektes vorliegende Inventar wurde erst in der Nachkriegszeit erstellt. In ihm fanden sich keine Hinweise zu den vom HCPO angefragten Graphiken oder zur Provenienz der der Anfrage direkt zugeordneten Zeichnung. Daher sollten im Laufe des Projektes weitere externe Quellen ausfindig gemacht und ausgewertet werden, um zumindest den Status des vorhandenen Blattes rekonstruieren zu können.

Erste Anfragen beim Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) in Berlin ergaben, dass 1948/50 ein Rückerstattungsverfahren lief und man zu einer gütlichen Einigung gekommen sei. Genauere Angaben auf welches Blatt bzw. welche Blätter sich diese Hinweise beziehen liegen dort jedoch nicht vor. Im Zuge des Projektes sollte versucht werden diesen Sachverhalt zu klären. Hierzu wurde in München Einsicht in die Akten der Wiedergutmachungsbehörde genommen. Die Hoffnung war, dass die Akten im günstigsten Fall Aufschluss darüber geben würden welche graphischen Blätter aus der Sammlung Berolzheimer sich bei Kriegsende im Sammlungsbestand des KMH befanden, evtl. im Krieg verloren gingen, für welche Blätter eine gütliche Einigung erreicht wurde und welche Blätter ggfs. damals restituiert wurden.

Ergebnis:

Das zweifelsfrei zuzuordnende Blatt (eine Bleistiftzeichnung von Carl Rottmann), für welches das HCPO restitution claim stellte, wurde 1939 vom KMH in München bei Weinmüller erworben. Bereits 1948 strengten die Anwälte Dr. W. Schweisheimers (Testamentsvollstrecker über den Nachlass Dr. M. Berolzheimers) ein Rückerstattungsverfahren gegen das KMH an, das 1950 abgeschlossen wurde. „Die Erledigung erfolgte am 20.6.1950 durch Vergleich vor der Wiedergutmachungsbehörde I Obb. Das oben genannte Rottmann-Blatt verblieb mit einer weiteren Zeichnung gegen Zahlung einer Summe im KMH; 3 weitere Zeichnungen wurden an die Erben Dr. Berolzheimers in den USA zurückgegeben.

Über das Ergebnis der Recherchen wurde das HCPO zeitnah in Kenntnis gesetzt. Dieses bean-tragte seinerseits Akteneinsicht im Staatsarchiv München bzw. ließ vorliegende Unterlagen nochmals prüfen und nahm daraufhin von seinem restitution claim Abstand.

Für das KMH ließ sich vermittels der Recherchen im Staatsarchiv München und dem Bayerischen Hauptstaatarchiv klären welche Graphiken 1939 in München erworben wurden und zu welchen Konditionen 1950 hinsichtlich dieser Graphiken ein Vergleich mit den Erben Dr. Berolzheimers geschlossen wurde. Hinsichtlich des Verbleibs der weiteren vom HCPO beim KMH angefragten Blätter ließen sich im Zug der Recherchen leider keine weiterführenden Erkenntnisse gewinnen.

(c) Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg