Bibliotheken politischer und kultureller Vereinigungen als NS-Raubgut

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Bundesland:
Thüringen
Ansprechpartner:
Annett Carius-Kiehne

Tel.+49 (0) 3643 545 231

E-Mailannett.carius-Kiehne@klassik-stiftung.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Die digitale »Forschungssammlung NS-Raubgut in der HAAB Weimar« ist seit 2008 im Aufbau und verzeichnet die Reste mehrerer Bibliotheken politischer, kultureller und religiöser Vereinigungen, öffentlicher Büchereien und privater jüdischer Sammler. Diese Bibliotheken sind teils im Gesamtbestand der beiden Vorgängereinrichtungen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aufgegangen und zerstreut worden, teils bilden sie Teilsammlungen, die durch Überklebungen oder mehrfache Umsignierungen der Exemplare maskiert oder ab 1935 direkt zensiert worden sind. Anhand der zugehörigen, ebenfalls digitalisierten Archivalien konnten diese Sammlungen identifiziert und dem NS-Kulturgutraub zugeordnet werden.

Eine der Vorgängereinrichtungen war die Thüringische Landesbibliothek Weimar, die am NS-Kulturgutraub aktiv beteiligt war und nach 1945 sogar eine Vervierfachung der Bestandszuwächse gegenüber 1933 verzeichnete. Die zweite Vorgängereinrichtung war die Mitte der 1950er Jahre gegründete Institutsbibliothek der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur, deren Gründungssammlungen teilweise auf NS-Raubgut beruhten, z. B. auf der ca. 2.000 Bände umfassenden Almanachsammlung Arthur Goldschmidts, die 1955 aus dem Goethe- und Schiller-Archiv in die Institutsbibliothek verlagert worden war

Seit 2005 werden alle Erwerbungen der Jahre 1933 bis 1945 und darüber hinaus systematisch auf ihre Rechtmäßigkeit hin überprüft. Alle Verdachtsfälle werden im Online-Katalog nachgewiesen.

Einige der Verdachtsfälle sind zudem als Digitalisate über die Online-Datenbank »Monographien Digital« abrufbar.

Bis 2010 konnten ca. 4.000 Bände als NS-Raubgut identifiziert werden. Bei der Suche nach den Erben arbeitet die Bibliothek mit der Commission for Looted Art in Europe (London) zusammen.

Bereits im Vorfeld des Projektes veranstaltete die Bibliothek in Kooperation mit der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste und der Initiative Fortbildung für wissenschaftliche Spezialbibliotheken und verwandte Einrichtungen e.V. zwei Tagungen zur Provenienzforschung (2003: »Provenienzforschung für die Praxis. Recherche und Dokumentation von Provenienzen in Bibliotheken«; 2004: »Von der Provenienzforschung zur Restitution geraubten Kulturguts: politischer Wille und praktische Umsetzung«)

(c) Klassik Stiftung Weimar - Herzogin Anna Amalia Bibliothek