Ermittlung der Provenienz aller Objekteingänge des Städtischen Museums Potsdam (heute: Potsdam Museum) zwischen 1933 und 1945

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte
Bundesland:
Brandenburg
Ansprechpartner:
Dr. Jutta Götzmann

PositionDirektorin des Potsdam-Museums

Tel.+49 (0) 331 28 96 821

E-Mailjutta.goetzmann@rathaus.potsdam.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Die städtischen Sammlungen der Stadt Potsdam (1902 mit erstem Konvolut entstanden, 1909 Museumsgründung, heute im Potsdam-Museum vereint) galten stets als von NS-Vorgängen unbelastet, u.a. weil die kulturhistorische Sammlung 1934 mangels geeigneter Ausstellungsfläche magaziniert wurde und die Verwaltungstätigkeit angeblich seitdem, spätestens aber ab Kriegsbeginn ruhte. Auch die übrigen Teile des Museums (die naturgeschichtliche Sammlung, die vorgeschichtliche Sammlung und die städtische Gemäldegalerie) galten ab 1939 als geschlossen

Durch die Rückgabeforderung einer schwedischen Erbengemeinschaft im Jahr 1992 (zu 94 Fayencen, 21 Keramiken, 3 Porzellanen, 1 Serpentin und 48 Zinngegenständen, die 2008 schließlich restituiert wurden) und dem 2010 erfolgten Fund mehrerer raubgutverdächtiger Bücher (1 Talmudband von 1715, 1 jüdisches Gebetbuch von 1841, 1 Buch aus der Bibliothek der Potsdamer Freimaurerloge Teutonia zur Weisheit von 1778) wurde dieser Wissensstand infrage gestellt.

Mit Unterstützung der Arbeitsstelle für Provenienzforschung und den finanziellen Mitteln des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien begann das Potsdam-Museum ab 2011 damit, Licht in die Sammlungsgeschichte während der NS-Zeit zu bringen.

In den drei Bewilligungszeiträumen standen jeweils mit verändertem Fokus Stichprobenprüfungen durch Objektautopsien und eine Klärung der Erwerbungsgeschichte durch Aktenstudium im Mittelpunkt. Alle greifbaren Findhilfsmittel und Inventare, sofern sie Herkunftsangaben enthielten, wurden geprüft. Eindeutig problematische Funde jüdischer, freimaurerischer, sozialdemokratischer und kommunistischer Provenienz kamen so ans Licht, und der Bestandszuwachs zwischen 1933 und 1945 klärte sich.

Erste Forschungsergebnisse erschienen gedruckt oder durch öffentlichen Vortrag im Arbeitskreis für Provenienzforschung, im Brandenburgischen Museumsverband und in der Lokalpresse. [Projektübersicht s. Mathias Deinert, „Problematische Stempel. Zur aktuellen Provenienzforschung im Potsdam-Museum in: Museumsblätter Mitteilungen des Museumsverbandes Brandenburg, Heft 23/2013, S. 2429]

Für exakt 80 der bisher untersuchten Objekte ist möglicher verfolgungsbedingter Entzug im Sinne der Washingtoner Prinzipien anzunehmen (Stand: Dezember 2014). Sie alle sind bis zum Ende des geförderten Zeitraums in der Lost Art-Datenbank angezeigt.

Für weitere 2.485 Objekte kann seit 2013 (Zufallsfund der Liste einer höchst verdächtigen Provenienz) ebenfalls verfolgungsbedingter Entzug nicht ausgeschlossen werden. Eine Prüfung konnte jedoch bisher nicht bzw. nur stichprobenartig erfolgen, da der damit verbundene große wissenschaftliche Recherchebedarf in das auslaufende Projekt nicht mehr zu integrieren war.

(c) Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte