Verdachtsfälle im Gustav-Lübcke-Museum. Erforschung ihrer Provenienz.

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Gustav-Lübcke-Museum
Bundesland:
Nordrhein-Westfalen
Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das Gustav-Lübcke-Museum Hamm bewahrt in seiner Sammlung umfangreiche Bestände aus den Bereichen der bildenden und angewandten Kunst, der ägyptischen Kulturgeschichte, der Stadt- und Regionalgeschichte, der Archäologie sowie der Numismatik. Den Ausgangspunkt dieser vielfältigen Sammlungsgeschichte bildete die Gründung des von Hammer Bürgerinnen und Bürgern getragenen Museumsvereins von 1886. Nachdem dieser vorrangig Objekte zur „Geschichte der engeren Heimat gesammelt und erste ägyptische Bestände des aufgelösten Hammer Mumienvereins übernommen hatte, folgte 1917 eine erste große Sammlungserweiterung durch die Übereignung der umfangreichen, vornehmlich aus Kunst und Kunsthandwerk bestehenden Privatsammlung des Ehepaares Gustav (1868-1925) und Therese Lübcke (1848-1930). Der Düsseldorfer Antiquitätenhändler und gebürtige Hammer Lübcke wurde im Anschluss daran erster hauptamtlicher Museumsdirektor und blieb bis zu seinem Tod in dieser Funktion. Auf ihn folgte 1925 der Lehrer Ludwig Christian Bänfer (1878-1959), der Lübcke zuvor ehrenamtlich assistiert hatte und der bis 1945 im Amt blieb. Bänfer, Mitglied des „Kampfbund für deutsche Kultur (seit 1933) und der NSDAP (seit 1940), wurde 1941 im Zuge der „Verfahrensordnung der Reichskammer für bildende Künste als Ankaufstelle für Kulturgut als Sachverständiger benannt und nahm infolgedessen Bewertungen von Kulturgut aus jüdischem Besitz für die Reichskulturkammer vor. In den Jahrzehnten nach 1945 wurde die Sammlung des Museums vor allem durch Objekte aus Kunst und Kunsthandwerk erweitert darunter mehrere vor 1945 entstandene Arbeiten. Heute verfügt das Museum über einen Bestand von über 20.000 Objekten. Nicht zuletzt aufgrund der oben benannten Rolle Ludwig Bänfers in der NS-Zeit und der lückenhaften Überlieferung der Provenienzen zahlreicher Zugänge nach 1933 ist eine systematische Überprüfung der Bestände dringend erforderlich.

Mit dem vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekt Verdachtsfälle im Gustav-Lübcke-Museum. Erforschung ihrer Provenienz. konnte erstmals eine Stelle für die Provenienzforschung am Gustav-Lübcke-Museum Hamm besetzt werden. Dem Projekt ging im April und Mai 2019 ein von den Landschaftsverbänden Westfalen-Lippe und Rheinland im Rahmen des Modellprojekts Provenienzforschung in NRW durchgeführter „Erstcheck voraus. Zuvor hatte eine Mitarbeiterin des Gustav-Lübcke-Museums für zwei Objekte einen NS-verfolgungsbedingten Entzug nachweisen können. Beide konnten 2019 an die Erben der rechtmäßigen Eigentümer restituiert werden.

Den Untersuchungsgegenstand des im August 2021 gestarteten Projekts Verdachtsfälle im Gustav-Lübcke-Museum. Erforschung ihrer Provenienz. bilden 70 ausgewählte Gemälde und Graphiken aus den Zugangsjahren 1933 und 1962. Dabei handelt es sich laut Inventarbuch sowohl um Ankäufe aus dem Kunst- und Antiquitätenhandel als auch um Schenkungen oder Erwerbungen aus Privatbesitz. Im Sinne der „Washingtoner Prinzipien und der „Gemeinsamen Erklärung sollen die Provenienzen dieser Objekte systematisch überprüft und bestehende Lücken möglichst geschlossen werden. Neben dem für den vorstehenden Zeitraum maßgeblichen Inventarbuch liegen für diese Forschung diverse Objektkarteien, Korrespondenzen und Geschäftsunterlagen in einem Hausarchiv vor. Diese Archivalien wurden bislang weder in einem Findbuch systematisiert noch tiefenerschlossen. Die Projektergebnisse werden in die im Aufbau befindliche Sammlungsdatenbank eingepflegt und auf der museumseigenen Website veröffentlicht. Darüber hinaus ist geplant, nach dem Forschungsprojekt eine Ausstellung mit begleitender Publikation über die Forschungsergebnisse und abhängig von den Ergebnissen eine Fachtagung im Gustav-Lübcke-Museum durchzuführen.

(c) Gustav-Lübcke-Museum