Vertiefende Provenienzrecherche zu Büchern und Landkarten aus der „Gräflich zu Lynarschen Fideikommiß Bibliothek“ im Heimatmuseum Müllrose im Hinblick auf ihre Rückgabe an die Eigentümer

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Heimatmuseum Müllrose
Bundesland:
Brandenburg
Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Vom 1. April bis zum 31. Juli 2013 untersuchte das Heimatmuseum Müllrose in seinem Bestand vorgefundene Bücher und Landkarten aus der „Gräflich zu Lynarschen Fideikommiß Bibliothek in Hinblick auf deren Rückgabe an die Eigentümer. Das Pilotprojekt zur Provenienzforschung an kleinen und mittleren Museen im Land Brandenburg, das der Museumsverband von Brandenburg im Herbst 2012 initiierte, hatte sie als mit hoher Wahrscheinlichkeit NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut identifiziert. Ihr letzter Besitzer, Wilhelm-Friedrich Graf zu Lynar, war als Mitwisser und Beteiligter am Attentat vom 20. Juli 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet und enteignet worden.

Das Müllroser Museum wollte mit der Tiefenrecherche drei Fragen klären:

1.) welche und wie viele Objekte tatsächlich die Lynarsche Provenienz aufweisen,

2.) was für Belege über die Enteignung des letzten Standesherrn durch den NS-Staat vorliegen und

3.) wie 1945 vor allem die Bücher in das Museum gelangt waren.

Außer den Objekten selbst und den Quellen im Museum wurden Unterlagen im Bundes- und in Brandenburger Archiven sowie die relevante Literatur ausgewertet.

Im Ergebnis der sorgfältigen Erfassung und Prüfung der äußeren Besitzmerkmale (Exlibris, Supralibros, Stempel, handschriftliche Einträge etc.), des Abgleiches von Inventar und Katalog und in einigen Fällen durch Heranziehen eines Lynarschen Kataloges von 1665 wurden siebzig Bücher eindeutig als Lynarscher Besitz bestimmt und dokumentiert. Dazu kommen 19 historische Landkarten, die 1983 aus Privatbesitz nach einem Müllplatzfund in das Museum gelangt waren.

Auch zu den Fragen 2 und 3 konnten wichtige Hinweise gefunden werden. Eindeutig war die Enteignung des letzten Standesherrn durch das gegen ihn vom NS-Volksgerichtshof verhängte Todesurteil. Als verschlungen, mit überraschenden Wendungen und nicht bis ins allerletzte geklärt, erwies sich der Weg der Bücher ins Museum. Ausführlich informiert darüber ein Artikel von Marlies Coburger, in: Die „Museumsblätter. Mitteilungen des Museumsverbandes Brandenburg, Heft 23 vom Dezember 2013, S. 18-23.

Bei Projektende konnten die tatsächlichen Eigentümer in Lübbenau von dem Fund informiert werden. Mitte Oktober 2013 fand ein erstes Treffen von Vertretern der Stadt und des Heimatmuseums Müllrose mit Angehörigen der Familie der Grafen zu Lynar statt, die über den Fund in Müllrose überrascht und erfreut waren.

(c) Heimatmuseum Müllrose