Zur Geschichte der Städtischen Museen Zittau 1930/1933-1945/1950. Herkunft und Umstand von Neuerwerbungen

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Städtische Museen Zittau
Bundesland:
Sachsen
Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Die Städtischen Museen Zittau sind die wichtigste museale Einrichtung der Südlausitz im historischen Einzugsbereich der Amtshauptmannschaften bzw. Altkreise Zittau und Löbau. Ihre Geschichte ist eng mit der Ratsbibliothek verknüpft, zu deren Bestand seit dem mittleren 16. Jh. auch Musealien gehörten, für die 1709 ein eigener Schausaal eingerichtet wurde (Wunderkammer). In den 1930er Jahren erfuhr das damalige Stadtmuseum einen Aufschwung durch Raumerweiterung und Profilierung von Sammlungen und Ausstellungen unter Leitung des 19371946 amtierenden Direktors Dr. Herbert Hoffmann. Durch jüngst erfolgte Dokumentschenkungen aus seinem Nachlass konnte nun das bislang vollkommen unbearbeitete Kapitel der lokalen Museumsgeschichte zu untersuchen.

Ein besonderer Bedarf zeichnete sich durch zunehmende Anfragen von privater Seite nach dem Verbleib von zumindest zeitweilig während des Zweiten Weltkrieges im Museum aufbewahrter Kunstgegenstände sowie zur Provenienz und zu Eigentumsfragen aktuellen Museumsgutes ab. Zudem ergaben sich durch aktuelle Forschungen zur jüdischen Geschichte von Zittau Fragen zu Verstrickungen von Museum und Politik in die Verfolgung und Enteignung jüdischer Zittauerinnen und Zittauer, die dringend geklärt werden müssen.

Primäres Ziel des Projektes war es, die Eingänge und Neuerwerbungen des Zittauer Stadtmuseums für den Zeitraum 1933 bis 1945 hinsichtlich ihrer Provenienz zu überprüfen. Zeitlich wurde dieser Abschnitt leicht ausgeweitet auf die Spanne zwischen 1931 und 1950, damit die Konturen der Erwerbspolitik während der Nazizeit sowie Veräußerungen und Abgaben unmittelbar nach 1945 besser fassbar wurden. Dabei war das Augenmerk vor allem auf Musealien gelenkt, die mittelbar oder unmittelbar von jüdischen oder anderweitig verfolgten Vorbesitzern erworben wurden.

Zunächst wurden dazu die Eingangslisten des Stadtmuseums für den genannten Zeitraum hinsichtlich Provenienzangaben überprüft. Daraufhin wurden nach Möglichkeit die Vorbesitzer ermittelt; weitere Nachforschungen zu den Lebensläufen der Vorbesitzer schlossen sich an, um ihr Schicksal wenn möglich zu klären. Parallel wurden die Museumsakten im Zittauer Stadtarchiv für den Zeitraum 19331945 bearbeitet und die institutionelle und personelle Situation des Museums beleuchtet. Da aufgrund der Unterlagen in Zittau nur ein Teil der anstehenden Fragen geklärt werden konnten, schlossen sich Recherchen in Archiven in Bautzen (Archivverbund). Dresden (Sächsisches Hauptsstaatsarchiv), Berlin (Archiv der Staatlichen Museen/Bundesarchiv), München und Augsburg (Nachlass Karl Haberstock) an. Im Ergebnis der Recherchen konnte weitgehende Klarheit über die Provenienzsituation der Zitatuer Sammlungen in der fraglichen Zeit gewonnen werden, wenn gleich weiterhin zahlreiche offene Fragen bestehen, die aber nun zumindest als Forschungsdesiderat angesprochen sind. Noch weiter zu untersuchen sind insbesondere auch vereinzelte Zugänge unmittelbar nach 1945/46, über deren Hintergründe die vorhandenen Akten bisher keine Aussagen ermöglichen. Von besonderem Interesse hat sich als Schwerpunkt der Untersuchungen ein kleiner Komplex von drei Gemälden erwiesen, die 1940/41 vom Kunsthändler Karl Haberstock erworben wurden: Werke von Christian Wilhelm Ernst Dietrich, genannt Dietricy, Jakob Creszenz Seydelmann und Johann Eleazar Zeissig, gen. Schenau.

Durchgeführt wurde das Projekt vom damals freiberuflichen Historiker Cornelius Stempel M.A. Eine Publikation der Ergebnisse in den Mitteilungen des Zittauer Geschichts- und Museumsvereins ist in Vorbereitung.

(c) Städtische Museen Zittau