Zur Rolle der "beeidigten und öffentlich bestellten" Versteigerer in Sachsen und in der Provinz Sachsen bei der Verwertung des Eigentums von Emigranten und deportierten jüdischen Bürgern im Zeitraum 1933 bis 1945

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Fakultät für Humanwissenschaften Lehrstuhl für Geschichte der Neuzeit
Kooperationspartner:
Landesarchiv Sachsen-Anhalt
Bundesland:
Sachsen-Anhalt
Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
bis
Beschreibung:

Das Ziel des Projektes war die Erstellung einer Datenbank für die Grundlagenforschung zu NS-verfolgungsbedingtem Eigentumsentzug in der Provinz Sachsen und in Anhalt und darauf aufbauend die Veröffentlichung einer Studie zur Rolle der beeidigten und öffentlich bestellten Versteigerer in diesen Prozess. Auf der Basis einer systematischen Auswertung von insgesamt 1.300 Blatt für Blatt gesichteten Akten der Devisenstelle und weiterer relevanter Aktenbestände im Gemeinsames Projekt der OvGU Magdeburg und des LASA ( Landesarchiv Sachsen-Anhalt in Magdeburg) zur Provenienzforschung aus den Jahren 1933 bis 1945 entsteht eine Datenbank im Format Microsoft Access als archivinternes Rechercheinstrument.

Der Fokus der Datenerfassung liegt auf dem von den NS-Behörden konfiszierten Eigentum von jüdischen Bürgern der Provinz Sachsen und Anhalt. Für die Provenienzforschung sind vor allem die Hinweise auf enteignetes Kulturgut relevant, wie Gemälde, Grafiken u.a. Kunstobjekte. Erfasst wurden aber auch Bücher, Möbel, Musikinstrumente, Partituren, religiöse Kultinstrumente, Schmuck und Alltagsgegenstände aus Edelmetall. Darüber hinaus verzeichnet die Datenbank „arisierte Unternehmen, Gebäude und Grundstücke, landwirtschaftlichen Grundbesitz, Bankguthaben und Aktienbesitz der Enteigneten sowie in den Akten bewahrte handschriftliche Zeugnisse der Betroffenen (Briefe u.ä.), die von ideellem Wert für Nachfahren sein könnten. Die Datenbank gibt zudem Auskunft über die am Enteignungsverfahren beteiligten Personen und Institutionen (Sachverständige, Gerichtsvollzieher, Versteigerer, Spediteure usw.). Die Aufarbeitung der Akten und die Erarbeitung eines Schemas zur Verzeichnung der Ergebnisse der Recherchen geschah im Kontext des im Wintersemester 2013 am Bereich Geschichte/Fachgebiet Geschichte und Öffentlichkeit der Otto-von-Guericke-Universität installierten Lehrkomplexes Provenienzforschung als Arbeitsgebiet für HistorikerInnen. Seit Projektbeginn im November 2013 sind 40 Studierende in die Grundlagen der Provenienzforschung eingeführt und in die Aufarbeitung der Akten zu NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut im Landesarchiv Sachsen-Anhalt einbezogen worden.

Die entstandene Datenbank ermöglicht es den ArchivarInnen des Landesarchivs Sachsen-Anhalt, Nachfragen von Geschädigten und deren Nachkommen, von ProvenienzforscherInnen und WissenschaftlerInnen, die sich im Rahmen der Grundlagenforschung mit dem Thema Judenverfolgung im Nationalsozialismus auseinandersetzen, gezielt und ohne aufwändige Aktenrecherche zu beantworten.

(c) Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Fakultät für Humanwissenschaften Lehrstuhl für Geschichte der Neuzeit