Deutsches Zentrum Kulturgutverluste vergibt Mittel zur Erforschung von Benin-Bronzen und bewilligt zudem rund 912.000 Euro für langfristige Forschungsprojekte zu kolonialen Kontexten

Mit Un­ter­stüt­zung durch das Deut­sche Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te soll die Her­kunft von rund 90 Be­nin-Bron­zen un­ter­sucht wer­den.

Die so­ge­nann­ten Be­nin-Bron­zen ste­hen im Zen­trum der De­bat­te um die Rück­füh­rung von Kul­tur­gü­tern an ehe­mals ko­lo­ni­sier­te Län­der.  Mit Un­ter­stüt­zung durch das Deut­sche Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te soll die Her­kunft von rund 90 Be­nin-Bron­zen un­ter­sucht wer­den. Ge­klärt wer­den soll, ob sie auch zu je­nen Ob­jek­ten ge­hö­ren, die 1897 aus dem Kö­nigs­pa­last von Be­nin ge­raubt wur­den. Die Reiss-En­gel­horn-Mu­se­en Mann­heim, das Mu­se­um Fünf Kon­ti­nen­te Mün­chen und das Über­see-Mu­se­um Bre­men er­hal­ten För­der­mit­tel für kurz­fris­tig be­an­trag­te For­schungs­pro­jek­te. Von 2022 an sol­len ers­te in deut­schen Mu­se­en und Ein­rich­tun­gen be­find­li­che Be­nin-Bron­zen an Ni­ge­ria zu­rück­ge­ge­ben wer­den.

Die Staats­mi­nis­te­rin für Kul­tur und Me­di­en, Mo­ni­ka Grüt­ters: „Der Um­gang mit den Be­nin-Bron­zen in deut­schen Mu­se­en und Samm­lun­gen ist ein wich­ti­ges Zei­chen für die Ernst­haf­tig­keit der deut­schen Be­mü­hun­gen bei der Auf­ar­bei­tung der Ko­lo­ni­al­zeit. Ich bin dem Deut­schen Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te dank­bar da­für, dass es jetzt ne­ben an­de­ren For­schungs­vor­ha­ben zum Ko­lo­nia­lis­mus auch die Er­for­schung der Pro­ve­ni­en­zen von rund 90 Be­nin-Bron­zen in deut­schen Mu­se­en för­dert. Dies ist ein wei­te­rer wich­ti­ger Schritt zur Ver­stän­di­gung mit der ni­ge­ria­ni­schen Sei­te und für ei­ne künf­tig noch en­ge­re Zu­sam­men­ar­beit im Kul­tur­be­reich zwi­schen bei­den Staa­ten. Wir hal­ten wei­ter an dem in der Ge­mein­sa­men Er­klä­rung vom 29. April 2021 for­mu­lier­ten Ziel fest, dass es im Ver­lauf des Jah­res 2022 ers­te Rück­ga­ben von Be­nin-Bron­zen ge­ben soll. Die­sem Ziel dient auch die Ab­sichts­er­klä­rung, die vor we­ni­gen Ta­gen beim Be­such ei­ner deut­schen De­le­ga­ti­on in Ab­u­ja/Ni­ge­ria un­ter­zeich­net wur­de.“

Au­ßer­dem hat das Deut­sche Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te auf Emp­feh­lung sei­nes För­der­bei­rats in sei­ner zwei­ten För­der­run­de des Jah­res 2021 acht An­trä­gen zu lang­fris­ti­gen For­schungs­vor­ha­ben im Be­reich ko­lo­nia­le Kon­tex­te zu­ge­stimmt. Da­für wer­den rund 912.000 Eu­ro För­der­mit­tel be­reit­ge­stellt; sechs der Pro­jek­te wur­den neu be­an­tragt, zwei be­reits lau­fen­de wer­den ver­län­gert (sie­he An­hang). Be­son­ders in­no­va­tiv ist da­bei ein For­schungs­vor­ha­ben an der Ge­org-Au­gust-Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen am In­sti­tut für Zoo­lo­gie und An­thro­po­lo­gie: Dort will man Me­tho­den ent­wi­ckeln, um mensch­li­che DNA aus Ge­bei­nen zu ge­win­nen, oh­ne da­bei die be­kann­ten in­va­si­ven Ver­fah­ren ein­zu­set­zen. So könn­ten For­scher:in­nen mit Hil­fe von DNA-Ana­ly­sen Per­so­nen iden­ti­fi­zie­ren und Hin­wei­se auf ih­re Her­kunft ge­win­nen – und zu­gleich die für vie­le Ge­sell­schaf­ten be­deut­sa­me Un­ver­sehrt­heit der mensch­li­chen Über­res­te wah­ren.

Das von Bund, Län­dern und kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­den zum 1.1.2015 ge­grün­de­te Deut­sche Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te in Mag­de­burg ist in Deutsch­land zen­tra­ler An­sprech­part­ner zu Fra­gen un­recht­mä­ßig ent­zo­ge­nen Kul­tur­guts. Das Zen­trum wird von der Be­auf­trag­ten der Bun­des­re­gie­rung für Kul­tur und Me­di­en in­sti­tu­tio­nell ge­för­dert und er­hält von die­ser auch die Mit­tel für sei­ne Pro­jekt­för­de­run­gen. Das Haupt­au­gen­merk des Zen­trums gilt dem im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ver­fol­gungs­be­dingt ent­zo­ge­nen Kul­tur­gut, ins­be­son­de­re aus jü­di­schem Be­sitz. Seit 2019, als das Deut­sche Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te um den Fach­be­reich für ko­lo­nia­le Kon­tex­te er­wei­tert wur­de, ist es auch mög­lich, die För­de­rung von Pro­jek­ten zu be­an­tra­gen, die sich mit Kul­tur- und Samm­lungs­gut aus ko­lo­nia­len Kon­tex­ten be­fas­sen. Seit­dem wur­den ins­ge­samt rund 4,4 Mil­lio­nen Eu­ro für 40 Pro­jek­te in die­sem Be­reich be­wil­ligt.

An­trä­ge für län­ger­fris­ti­ge Pro­jek­te kön­nen je­weils zum 1. Ja­nu­ar und 1. Ju­ni ei­nes Jah­res ein­ge­reicht wer­den, kurz­fris­ti­ge Pro­jek­te kön­nen je­der­zeit be­an­tragt wer­den. An­trags­be­rech­tigt sind al­le Ein­rich­tun­gen in Deutsch­land in öf­fent­lich-recht­li­cher Trä­ger­schaft, die Kul­tur­gut aus ko­lo­nia­len Kon­tex­ten sam­meln, be­wah­ren oder er­for­schen. Da­zu zäh­len Mu­se­en, Uni­ver­si­tä­ten und an­de­re For­schungs­ein­rich­tun­gen. Seit dem 1.1.2021 kön­nen An­trä­ge auch von Ein­rich­tun­gen ge­stellt wer­den, die als ge­mein­nüt­zig an­er­kannt sind und ih­ren Sitz in Deutsch­land ha­ben.

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