Erste Juniorprofessur für Provenienzforschung an der Universität Hamburg – Grütters: Weitere Stärkung der Provenienzforschung in Deutschland

Dr. Ge­sa Jeu­the ist die ers­te Ju­nior­pro­fes­so­rin auf die­sem Ge­biet in Deutsch­land.

Am heu­ti­gen Mon­tag ist an der Uni­ver­si­tät Ham­burg Dr. Ge­sa Jeu­the fei­er­lich in ihr Amt als Ju­nior­pro­fes­so­rin für „kunst­ge­schicht­li­che Pro­ve­ni­enz­for­schung in Ge­schich­te und Ge­gen­wart“ ein­ge­führt wor­den. Sie ist da­mit die ers­te Ju­nior­pro­fes­so­rin auf die­sem Ge­biet in Deutsch­land.

Bei der Amtsein­füh­rung er­klär­te die Staats­mi­nis­te­rin für Kul­tur und Me­di­en, Mo­ni­ka Grüt­ters: „Wir brau­chen den un­ver­stell­ten Blick auf die Wahr­heit, um der im­mer­wäh­ren­den Ver­ant­wor­tung für die Er­in­ne­rung an die Op­fer des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ge­recht zu wer­den, die das von Deut­schen ver­schul­de­te, un­er­mess­li­che Leid und Un­recht uns auf­er­legt. Es liegt jen­seits un­se­rer Mög­lich­kei­ten, das furcht­ba­re Un­recht des NS-Re­gimes un­ge­sche­hen zu ma­chen, und so ver­dient die Auf­ar­bei­tung des NS-Kunst­raubs je­de nur mög­li­che An­stren­gung. Den mensch­li­chen Schick­sa­len woll­ten wir nicht nur recht­lich, son­dern auch mo­ra­lisch ge­recht wer­den. Die Be­ar­bei­tung der Ge­schich­te ei­nes Kunst­werks ist kein Selbst­zweck. Viel­mehr geht es um die An­er­ken­nung der Op­fer­bio­gra­fi­en, um die An­er­ken­nung des Leids und des Un­rechts, dem Ver­folg­te des NS-Re­gimes, ins­be­son­de­re Men­schen jü­di­schen Glau­bens, un­ter der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ter­ror­herr­schaft aus­ge­setzt wa­ren. Des­halb för­dert der Bund die Pro­ve­ni­enz­for­schung nach­hal­tig und um­fas­send. Die Mit­tel für die de­zen­tra­le Su­che nach NS-Raub­kunst in den Mu­se­en wur­den seit mei­nem Amts­an­tritt ver­drei­facht.“

Mo­ni­ka Grüt­ters wei­ter: „Die Ein­rich­tung von Pro­fes­su­ren auf die­sem Ge­biet ist ei­ne höchst er­freu­li­che Ent­wick­lung, ge­ra­de weil der Be­darf an qua­li­fi­zier­ten For­sche­rin­nen und For­schern wächst und für lan­ge Zeit groß blei­ben wird. Da­bei darf Pro­ven­ienz­re­cher­che sich na­tür­lich nicht auf die Jah­re 1933 bis 1945 be­schrän­ken, auch die Ko­lo­ni­al­zeit muss wei­ter er­forscht wer­den. Ge­ra­de in Be­zug auf die For­de­run­gen in­di­ge­ner Völ­ker ste­hen wir noch ganz am An­fang der wis­sen­schaft­li­chen und po­li­ti­schen Dis­kus­si­on. Das gilt auch für die Kul­tur­gut­ver­lus­te in der eins­ti­gen So­wje­ti­schen Be­sat­zungs­zo­ne und der ehe­ma­li­gen DDR. Des­halb ist es wich­tig, dass die neu ge­schaf­fe­ne Ju­nior­pro­fes­sur in Ham­burg aus­drück­lich dem Ziel dient, ‚epo­chenu­n­ab­hän­gi­ge Pro­ve­ni­enz­for­schung‘ im Ka­non der kunst­his­to­ri­schen For­schung und Leh­re zu ver­an­kern. Ich freue mich sehr, dass die­se an­spruchs­vol­le Auf­ga­be an der Uni­ver­si­tät Ham­burg mit dem Amts­an­tritt von Ge­sa Jeu­the in den Hän­den ei­ner en­ga­gier­ten und re­nom­mier­ten Wis­sen­schaft­le­rin liegt, die glei­cher­ma­ßen über Er­fah­rung in der Theo­rie wie in der Pra­xis der Pro­ve­ni­enz­for­schung ver­fügt. Mein Dank gilt ins­be­son­de­re der Lie­belt-Stif­tung, oh­ne de­ren bür­ger­schaft­li­ches En­ga­ge­ment die Ein­rich­tung die­ser Pro­fes­sur nicht mög­lich ge­we­sen wä­re.“

Frau Dr. Ge­sa Jeu­the hat an der Uni­ver­si­tät Ham­burg zum 1. Au­gust 2017 die „Lie­belt-Stif­tungs­pro­fes­sur für Pro­ve­ni­enz­for­schung in Ge­schich­te und Ge­gen­wart“ an­ge­tre­ten, die am Kunst­ge­schicht­li­chen Se­mi­nar für die Dau­er von sechs Jah­ren ein­ge­rich­tet wor­den ist. Die Ein­rich­tung der Ju­nior­pro­fes­sur wur­de mit Gel­dern der Lie­belt-Stif­tung fi­nan­ziert. Im Vor­feld hat­te zu­dem das Deut­sche Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te als Ver­mitt­ler fun­giert, des­sen Stif­tungs­rats­vor­sit­zen­de die Kul­tur­staats­mi­nis­te­rin ist. Die Ko­ope­ra­tio­nen mit der uni­ver­si­tär­en For­schungs­land­schaft ge­hört zu den sat­zungs­mä­ßi­gen Auf­ga­ben des Zen­trums.

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