Kunstfund Gurlitt: Kulturstaatsministerin Grütters restituiert NS-Raubkunst-Gemälde

Das Gemälde „Portrait de jeune femme assise“ (Porträt einer sitzenden jungen Frau) von Thomas Couture wurde an die Familie des ursprünglichen Eigentümers Georges Mandel übergeben.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat heute in Berlin gemeinsam mit Marcel Brülhart, Vertreter des Kantons Bern beim Kunstmuseum der Stadt, das Gemälde „Portrait de jeune femme assise“ (Porträt einer sitzenden jungen Frau) von Thomas Couture an die Familie des ursprünglichen Eigentümers Georges Mandel übergeben. Das Bild aus dem Nachlass von Cornelius Gurlitt war zuletzt in der Ausstellung „Bestandsaufnahme Gurlitt“ im Berliner Gropius Bau zu sehen, die gestern zu Ende ging.

„Mit der Rück­ga­be des Ge­mäl­des von Tho­mas Cou­ture an die Fa­mi­lie des frü­he­ren Ei­gen­tü­mers set­zen wir ei­nen be­we­gen­den Schluss­punkt un­ter die Aus­stel­lun­gen zum Kunst­fund Gur­litt“, er­klär­te Staats­mi­nis­te­rin Grüt­ters. „Es ist der Fa­mi­lie Ge­or­ges Man­dels zu ver­dan­ken, dass die­ses Werk an al­len drei Aus­stel­lungs­stand­orten in Bonn, Bern und Ber­lin ge­zeigt wer­den konn­te. Da­durch war es mög­lich, das Schick­sal des jü­di­schen Po­li­ti­kers Ge­or­ges Man­del, der von den Na­zis ver­folgt und in­ter­niert wur­de, ei­ner brei­ten Öf­fent­lich­keit be­kannt zu ma­chen. Auch die­ser Fall mahnt uns, nie nach­zu­las­sen in der rück­halt­lo­sen Auf­ar­bei­tung des NS-Kunst­raubs, für den Deutsch­land Ver­ant­wor­tung trägt. “

Mar­cel Brül­hart sag­te: „Das Kunst­mu­se­um Bern hat­te sich nach reif­li­cher Über­le­gung für die An­nah­me der Erb­schaft Cor­ne­li­us Gur­litt ent­schie­den, um ei­nen Bei­trag für die Auf­ar­bei­tung des NS-Kunst­raubs und zur Mil­de­rung ge­sche­he­nen Un­rechts zu leis­ten. Ent­spre­chend freu­en wir uns über je­de Rück­ga­be ei­nes Wer­kes an die be­rech­ti­gen Er­ben im Nach­gang zu den auf­wän­di­gen For­schungs­ar­bei­ten. Ent­schei­dend ist am En­de aber nicht die Men­ge der Re­sti­tu­tio­nen, son­dern das ehr­li­che und en­ga­gier­te Be­mü­hen um die Klä­rung der Her­kunft sämt­li­cher Wer­ke des Kunst­fun­des Gur­litt“.

Das Team des Pro­jekts „Pro­ven­ienz­re­cher­che Gur­litt“ beim Deut­schen Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te hat­te das Werk im Ok­to­ber 2017 als NS-Raub­kunst iden­ti­fi­ziert. Ein win­zi­ges, re­pa­rier­tes Loch in dem Ge­mäl­de, das für das Por­trät aus dem Be­sitz Man­dels do­ku­men­tiert ist, führ­te die Pro­ve­ni­enz­for­scher auf die Spur des frü­he­ren Ei­gen­tü­mers. Mo­ni­ka Grüt­ters: „Der Er­folg der For­sche­rin­nen und For­scher, das Ge­mäl­de an­hand ei­nes klei­nen De­tails als NS-Raub­kunst zu iden­ti­fi­zie­ren, un­ter­streicht ein­mal mehr die enor­me Be­deu­tung der Pro­ve­ni­enz­for­schung. Es ist und bleibt un­se­re Ver­pflich­tung, die Her­kunft al­ler Kul­tur­gü­ter zu un­ter­su­chen, die mög­li­cher­wei­se NS-ver­fol­gungs­be­dingt ent­zo­gen wur­den. Ge­ra­de weil es so auf­wän­dig ist, die Pro­ve­ni­en­zen der Ob­jek­te zwei­fels­frei zu klä­ren, gilt um­so mehr: Je­des Werk, das zu­rück­ge­ge­ben wer­den kann, trägt zur An­er­ken­nung der da­hin­ter ste­hen­den Op­fer­bio­gra­phien bei und ist ein wich­ti­ger As­pekt der Er­in­ne­rungs­po­li­tik. “

An der Über­ga­be des Ge­mäl­des im Gro­pi­us Bau nahm auch der Ge­sand­te der fran­zö­si­schen Bot­schaft, Guil­lau­me Ol­lagnier, teil. Die fran­zö­si­sche Kom­mis­si­on für die Ent­schä­di­gung der Op­fer von Ent­eig­nun­gen auf­grund der an­ti­se­mi­ti­schen Ge­setz­ge­bung wäh­rend der Ok­ku­pa­ti­ons­zeit (CIVS) hat­te den Bund bei der Kon­takt­auf­nah­me mit der Fa­mi­lie un­ter­stützt.

Das Kunst­mu­se­um Bern ist Er­be Cor­ne­li­us Gur­litts und da­mit des Kunst­funds Gur­litt. In ei­ner Ver­ein­ba­rung vom 24. No­vem­ber 2014 zwi­schen der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, dem Frei­staat Bay­ern und der Stif­tung Kunst­mu­se­um Bern war be­schlos­sen wor­den, dass die Pro­ve­ni­en­zen der über 1.500 Wer­ke er­forscht wer­den und der Bund NS-Raub­kunst an die Op­fer oder de­ren Nach­kom­men re­sti­tu­iert.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen un­ter www.kul­tur­gut­ver­lus­te.de

Tho­mas Cou­ture (1815-1879)
Por­trait ei­ner sit­zen­den jun­gen Frau, 1850–1855
Öl auf Lein­wand, 73,5 x 60,0 cm

Le­gat Cor­ne­li­us Gur­litt 2014

Re­sti­tu­ti­on an die Nach­fah­ren recht­mä­ßi­ge Er­ben von Ge­or­ges Man­del
Fo­to: Mick Vin­cenz © Kunst­mu­se­um Bern und Kunst- und Aus­stel­lungs­hal­le der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land GmbH

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