Vorstudie zur Rekonstruktion des Besitzes von Kunst- und Kulturgut, über das Baldur von Schirach und seine Ehefrau Henriette zwischen 1933 und 1945 verfügten — unter besonderer Berücksichtigung der Aktivitäten Henriette von Schirachs zur Aushändigung von Gegenständen, die nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft konfisziert worden waren

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Bundesland:
Bayern
Ansprechpartner:
PD Dr. Christian Fuhrmeister

PositionProjektbetreuung

E-Mailc.fuhrmeister@zikg.eu

Dr. Stephan Klingen

PositionLeiter der Photothek, Leiter EDV

E-Mails.klingen@zikg.eu

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das viermonatige Projekt umfasste drei Komplexe. Zunächst wurde eine Dokumentation jener Kunst- und Kulturgüter, die sich zwischen 1933 und 1945 in Besitz von Baldur von Schirach und seiner Ehefrau Henriette befanden, erstellt und die Herkunft und der Verbleib möglichst vieler Gegenstände bearbeitet. Umfang und Art der Objekte waren bislang unbekannt. Insgesamt konnten 132 Kunstgegenstände dokumentiert und 70 Möbel und Einrichtungsgegenstände festgestellt werden. Daneben wurden ca. 490 Bücher mit Titel erfasst, was allerdings nur einen Bruchteil der Bibliothek der Schirachs darstellt. Für mindestens 5 Objekte konnte ein eindeutiger NS-verfolgungsbedingter Entzug festgestellt werden. Daneben weisen mindestens 45 Objekte eine zumindest bedenkliche Provenienz auf, da sie Schirach in den vom Deutschen Reich besetzten Gebieten erwarb.

Über die Rekonstruktion der Sammlung hinaus galt es, Baldur von Schirachs Rolle darzustellen, die er als Reichsstatthalter und Gauleiter von Wien ab 1940 im Entziehungs- und Verwertungsprozess von Kunstgegenständen einnahm. Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass Schirach nicht nur seine Funktion als Reichsstatthalter ausnutzte, um Kunstwerke aus beschlagnahmten Sammlungen zu erwerben, sondern auch von seinen Privilegien als hoher NS-Funktionär Gebrauch machte, um sich auf dem Kunstmarkt finanziell zu bereichern.

Der dritte Themenkomplex des Projektes sollte sich mit Henriette von Schirachs Bemühungen um die Rückgabe des eingezogenen Vermögens ab den späten 1940er Jahren befassen. Dass die Rückgaben beinahe das gesamte 1945 eingezogene Vermögen von Baldur von Schirach umfassten, war bislang in dieser Dimension nicht bekannt.

(c) Zentralinstitut für Kunstgeschichte